Der Fotograf, Reisejournalist und Vortragskünstler Klaus-Peter Kappest fasziniert in Olpe wie auch weltweit seit Jahren unter anderem mit seinen farb- und bildgewaltigen Multivisions-Shows.
Im Rahmen seiner bevorstehenden aktuellen Live Multivison „Nord-Licht – zu Hause in Lappland“ am 29.10. im Alten Lyzeum habe ich mich mit ihm über seine Passion für Fotografie sowie seine Faszination für den Norden Europas unterhalten.
Herr Kappest, Sie wohnen in Oberkirchen – sind Sie dort auch groß geworden?
Seit Jahren lebe ich mit meiner Frau im schönen Oberkirchen, einem Ortsteil Schmallenbergs. Das ist heute meine Heimat und ich bin dem Ort, der Region und den Menschen hier eng verbunden. Ich fühle mich als Hochsauerländer, obwohl ich hier nicht aufgewachsen bin. Ich habe in München, Würzburg und Hilchenbach gewohnt. Am meisten geprägt hat mich in meiner Kindheit aber wohl die Zeit in Berchtesgaden. Dort habe ich mich immer am stärksten zu Hause gefühlt. Das hat sich erst tatsächlich geändert, als wir nach Oberkirchen gezogen sind.
Wann haben Sie Ihre Liebe zum Fotografieren entdeckt und haben einen Beruf daraus gemacht?
Schon als Kind habe ich bei Wanderungen in den Berchtesgadener Alpen immer meine Kamera dabei gehabt – zuerst eine „Knipskiste“ von Kodak, dann – im zarten Alter von 6 Jahren – durfte ich die Leica meines Vaters benutzen. Damit hat es angefangen.
Im nächsten Jahr sind es genau 40 Jahre her, dass ich meine erste Reportage über Reisen nach Skandinavien fotografiert habe. Diese erste Reise ging nach Schweden. Zunächst habe ich die Fotografie nebenberuflich betrieben. Neben meiner Tätigkeit als Dozent für Deutsche Sprachwissenschaft habe ich bei der Leica-Akademie das Fotografieren richtig gelernt und dann vor fast 30 Jahren zu meinem Hauptberuf gemacht.
Viele Menschen schwärmen vom Süden, dem Licht, der Sonne. Sie lieben jedoch besonders den Norden Europas. Woher kommt Ihre Vorliebe für den Norden?
Dafür gibt es mindestens vier Gründe. Der wichtigste ist das Licht: Im Norden ist das Licht viel farbintensiver, wärmer und abwechslungsreicher als im Süden. Je weiter man nach Süden kommt, desto kürzer sind die beiden Phasen des Tages, in denen man überhaupt brauchbare Bilder machen kann.
Wenn man Pech hat, sind nur wenige Minuten um den Sonnenauf- und -untergang wirklich nutzbar. Im Norden ist das genau umgekehrt. Je weiter man nach Norden kommt, desto länger sind die Zeiten mit fototauglichem Licht. Außer in den Monaten Juni, Juli und August kann man nördlich des Polarkreises den ganzen Tag (und meist auch die ganze Nacht hindurch) gute Fotos machen. Nur in den Sommermonaten muss man die Mittagsstunden meiden. Ansonsten ist weit im Norden das Licht bei nahezu jedem Wetter einfach grandios.
Der zweite Grund sind die Temperaturen. Bei über +10ºC fühle ich mich nicht richtig wohl und schlafe auch nicht mehr so richtig gut. Am angenehmsten finde ich Minusgrade. Bis -40ºC fühle ich mich richtig wohl und wenn es mal noch kälter ist, kann man sich ja wärmer anziehen.
Der dritte Grund ist die Landschaft. Da hat es mir vor allem Norwegen angetan. Wahrscheinlich erinnert das an meine alte Heimat rund um den Königsee. Deshalb habe ich mich in Norwegen immer schon sofort irgendwie heimisch gefühlt.
Der vierte Grund ist die Mentalität der indigenen Bevölkerung, der Samen. Zu meiner Überraschung konnte ich feststellen, dass vieles davon mir mehr entspricht, als die Mentalität der Menschen in Deutschland. So definieren in Deutschland viele die enge einer Freundschaft anhand der Anzahl täglicher SMS oder Anrufe. Man muss sich „melden“, um eine Beziehung aufrecht zu erhalten. In Lappland ist das ganz anders. Auch wenn man Jahre lang nichts voneinander gehört hat, kann man beim nächsten Treffen sofort dort wieder anknüpfen, wo man zuvor mal gestanden hat.
Und wenn man zusammen ist, muss man nicht ständig reden. Man spricht nur, wenn es wirklich etwas zu sagen gibt. Jenes kuriose Gefühl, das viele in Deutschland als „unangenehme Stille“ beschreiben, wenn man mit anderen zusammen ist und keiner sagt was, gibt es in Lappland nicht. Wenn nicht zwingend eine Information ausgetauscht werden muss, kann man auch mal eine oder zwei Stunden gemütlich zusammensitzen und gemeinsam schweigen.
Im Rahmen von Olpe biologisch werden Sie am So. 29. Oktober in Olpe im Alten Lyzeum die Multivision „Nordlicht – Lappland hautnah“ vorstellen. Lappland ist eine Landschaft in Nordeuropa. Aber wo genau liegt Lappland? Zu welchem Land gehört es?
Lappland – das ist die ganze Nordkalotte Europas – allerdings nach heutiger Definition ohne die Küsten. Es reicht vom Norden Norwegens über Schweden und Finnland bis auf die Kolahalbinsel in Russland. Einen Schwerpunkt meines Vortrages bildet das Grenzgebiet zwischen Norwegen und Finnland.
Die Kultur der Samen und Lappländer werden zu den indigenen Völkern gezählt. Sie haben Freundschaft mit Ihnen geschlossen. Wie haben Sie das geschafft?
Vor fast 30 Jahren habe ich im äußersten Norden Finnlands zufällig den Schamanen Jari Rossi getroffen. Wir haben uns sofort hervorragend verstanden, als wären wir alte Freunde – und seither bin ich ihm und seiner Familie eng freundschaftlich verbunden. Ich habe inzwischen viele Monate mit ihnen gelebt und in ihrem Alltag mitgearbeitet. Jari gehört zu meinen besten Freunden. Wir besuchen uns mehrfach im Jahr gegenseitig. Er hat mich in die Kultur Lapplands eingeführt. Und in meinem Vortrag spielt er und das, was er im Laufe des Jahres so tut, eine wichtige Rolle.
Gibt es etwas, was Sie bei den Samen besonders beeindruckt hat, was Sie von ihnen gelernt haben?
Als Antwort auf diese Frage müsste ich ein Buch schreiben. Die vollkommen andere Sicht auf alltägliche Dinge in der Samikultur ist faszinierend und ich durfte sehr, sehr viel lernen. Hier vielleicht nur mal ein Beispiel: Für meine Arbeit habe ich gelernt, dass man – wenn man in der Natur und mit der Natur arbeiten will – sich ganz dem Rhythmus der Natur unterwerfen muss und ihr nicht den eigenen (Zeit-)Plan aufdrücken kann. Gute Fotos kann man nur machen, wenn der richtige Moment dafür da ist, nicht, wenn es im Terminkalender steht. Das nervt meine Kunden manchmal ziemlich. Am liebsten hätte sie Wochen vor einem Fototermin von mir einen exakten Zeitplan, wann ich wo was fotografiere. Wenn es gut werden soll, muss man aber ganz flexibel bleiben – d.h. Tag und Stunde dem anpassen, was die Natur zu bieten bereit ist.
Sie werden in Olpe auf Ihren Bildern das Nordlicht in Lappland zeigen. Was ist der Unterschied zwischen Nordlicht und Polarlichtern, oder ist es dasselbe?
Nordlichter sind Polarlichter, die auf der Nordhalbkugel zu sehen sind. Das Phänomen gibt es aber genau so auch am Rande der Antarktis. Der Begriff „Südlicht“ hat sich dafür allerdings nicht so richtig eingebürgert. „Polarlicht“ ist der Oberbegriff, unabhängig davon, ob das Licht nun in der Arktis oder Antarktis zu sehen ist.
Kann man auch in Deutschland das Nordlicht sehen?
Bei besonders starker Polarlichtaktivität kann man Teile des Phänomens auch in Deutschland sehen. Selbst im Mittelmeerraum ist es schon beobachtet worden. Es ist aber bei uns auf keinen Fall so eindrucksvoll wie jenseits des Polarkreises. Bei uns sieht man in der Regel nur ein relativ schwaches, unstrukturiertes Farbglimmen, – meistens in Rot – irgendwo knapp über dem nördlichen Horizont. Weit genug im Norden füllt sich hingegen in manchen Nächten der ganze Himmel mit sich rasant bewegenden, scharfen Formen. Alle Farben des Regenbogens sind dann möglich, wobei allerdings die Grüne Farbe dominiert. Bei hoher Polarlichtaktivität sieht man häufig eine Art Gardine aus Licht. Der untere Teil leuchtet intensiv und hell in Grün. Nach oben nimmt die Helligkeit der Lichtgardine ab und die Farbe geht langsam in Rot über. Aus Deutschland betrachtet liegt der helle, grüne Teil der Gardine schon hinter der Erdkrümmung. Wir sehen hier dann nur den dunkleren, oberen, roten Teil.
In jedem Fall werden wir das Nordlicht bei Ihrer Multivision „Nordlicht – Lappland hautnah“ im Alten Lyzeum in Olpe am 29. Oktober sehen!